Umverteilen für Bus und Bahn!

Unten die Bundestagsrede zum Thema
Ich will gerechte Verkehrsverhältnisse schaffen. Dafür braucht es öffentlichen Nahverkehr für alle – und zwar in guter Qualität, barrierefrei und bezahlbar. Am besten zum Nulltarif. Erstens können und werden dann wesentlich mehr Leute vom Auto in Bus und Bahn umsteigen (das bestätigt auch der ADAC). 
Das bedeutet weniger Lärm, weniger gesundheits- und klimaschädliche Abgase, weniger Stau und mehr Platz auf den Straßen für schöne Dinge.

Und zweitens können mit den „Öffis“ wie es die Österreicher so nett sagen, wirklich alle mobil sein: Kinder, Alte, Menschen mit Behinderung, Umweltbewusste und auch die, die sich kein Auto leisten können.

Dafür muss umverteilt werden. Vom Autoverkehr zum öffentlichen Nahverkehr.

So wie es jetzt ist sind die Verkehrsverhältnisse einfach ungerecht. Und zwar sehr konkret. Meist kostet 1 Stunde parken in der Innenstadt 2 Euro – aber ein Fahrschein in die Innenstadt kostet 2,90 Euro! Im Kaufhaus wird die Parkgebühr erstattet, aber nicht das Busticket. Parken ohne Parkschein kostet 10 Euro, aber fahren ohne Fahrschein kostet 60 Euro.

Nun unterstützt der Bund auch in Zukunft den ÖPNV über das Gemeindefinanzierungsgesetz mit 330 Millionen Euro pro Jahr; so ist es vorgesehen. Klingt viel? Ist aber viel zu wenig!

Zum Beispiel nicht einmal 5 % im Vergleich zur Dieselsubvention, die vor allem dem LKW-Verkehr nützt! Sage und schreibe 7,4 Milliarden Euro kostet es jedes Jahr, dass für diesen Treibstoff weniger Mineralölsteuer fällig ist. Dabei sind Diesel-Abgase besonders gesundheitsschädlich - immer mehr Menschen plagen sich mit Reizhusten herum und Kinder leiden besonders darunter.

Das ist wirklich unerträglich. Diese Subvention muss weg. Mit den Mehreinnahmen können die Öffis kräftig gefördert werden. Und es ist auch nicht in Ordnung, dass die Bundesregierung hunderte Millionen Euro für Elektroautos ausgibt: Kaufprämien zumeist für Zweit- oder Drittwagen oder Forschungsprogramme mit denen batteriegetriebe Porsche-Luxusschlitten entwickelt werden. Wir brauchen statt dessen mehr Zuschüsse für Elektrobusse im Stadtverkehr!

Anderes Beispiel: im Bundesverkehrswegeplan 2030 sind eine Reihe Straßenbauvorhaben, die überteuert sind und überdimensioniert, die keinerlei Engpass beseitigten, aber zu massiven Schäden an der Natur führen. Der BUND nennt sie „das dusslige Dutzend“. Wir sagen nein zu diesen Fehlinvestitionen: das Geld muss anders eingesetzt werden: in den flächendeckenden Ausbau der Öffis!

Unser Vorschlag ist ein Verkehrswendefonds von 10 Milliarden Euro, den der Bund dafür zweckgebunden auflegt, verbunden mit einer Mobilitätsgarantie für die ländlichen Regionen: binnen einer halben Stunde müssen alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln das nächste Oberzentrum erreichen. Es muss überall gute Alternativen zum eigenen Auto geben.

Außerdem bietet ein solches öffentliches ÖPNV-Investitionsprogramm sinnvolle Perspektiven für viele Beschäftigte aus der Automobilindustrie, die wegen „Dieselgate“ um ihre Arbeitsplätze bangen.

Dieser Artikel erschien als „Bericht aus Berlin“ im GelnhäuserTagblatt 


 

Rede von Sabine Leidig am 30.3. 2017 im Plenum des Bundestages:
„Umverteilen für Bus und Bahn“

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