Dorothée Menzner in Japan: 10.02.2012: Tokyo - Anreise und erster Tag

Nach rund 13 Stunden Flug von Berlin via Moskau ist das vierköpfige Team gut in Tokyo gelandet. Auch alles Gepäck hat den Weg gefunden - sogar die fast 60 kg schwere Box mit unserer Technik. Nun gilt es erst einmal, sich logistisch zu organisieren. Zu unserer großen Freude funktionieren unsere Smartphones, zusätzlich wird ein Telefon mit einer japanischen Simkarte ausgestattet, damit wir im Land erreichbar sind. Schon hier ist Yuko äußerst hilfreich, die passende Simkarte zu erwerben.

Nun Mietwagen abholen. Wir haben für die zwei Wochen einen großen Mazda gemietet, um mobil zu sein und kostengünstig reisen zu können. Internationale Führerscheine gelten in Japan nicht, aber die Botschaft hat die notwendigen Übersetzungen direkt zur Mietwagenfirma geschickt und die Übernahme des Autos funktioniert problemlos. Ein Teil der Crew steht aber dann etwas ratlos vor dem Auto und drei randvollen Gepäckwagen, aber gelernt ist gelernt und wir kriegen alles verstaut - sogar uns… und auch die Türen noch zu! Dennoch entscheiden wir uns das Hotel, in dem wir die letzte Nacht verbringen werden, anzurufen und zu bitten, dass wir die sperrige Box leer bei ihnen deponieren können. Wieder einmal bewährt sich, dass wir mit Yuko unsere eigene Dolmetscherin dabei haben und so können wir die Box abgeben und sitzen danach deutlich bequemer.

Yuko schafft es sogar, dem dickköpfigen Navi beizubringen, mit uns zu reden, und das sogar auf englisch. Nur Ziele müssen nach wie vor auf japanisch eingegeben werden.

Nun geht es durch die beginnende Rushhour ins Zentrum von Tokyo - Termin beim Botschafter. Beim Anflug auf Tokyo hatten wir schon dutzende von neuen Windenergieanlagen gesehen, nun säumen über weite Strecken Photovoltaikanlagen die Autobahn. Es scheint sich was zu tun, so mein erster Eindruck.

Bei Kaffee und Tee berichtet uns der Botschafter von der Situation im Land. Auch er hat, obwohl aktuell nur noch 3 AKWs am Netz sind, noch nichts von ernsthaften Stromausfällen gehört. Das werden wir uns die nächsten Tage nochmal genauer anschauen.

Wäre doch ein böser Treppenwitz der Geschichte, wenn sich nun rausstellt, dass die AKWs  mit ihrem tödlichen Risiko nicht wirklich notwendig gewesen wären - auch in Japan nicht. Ein AKW lässt sich alleine dadurch einsparen, dass WC Sitze nicht mehr beheizt werden.

Dr. Stanzel, der Botschafter, gibt uns mit auf den Weg, dass von der Seite japanischer Parlamentarier nach seinem Eindruck eine engere Kooperation mit deutschen Abgeordneten in den Fragen des Umbaus der Energieversorgung gewünscht ist und dass diese Fragen dazu führen könnten, dass diese beiden Wirtschaftsnationen zukünftig nicht nur in friedlicher Koexistenz, sondern in wirklicher Kooperation miteinander verbunden sein könnten - aber auch, dass der Jahrestag hier in Japan natürlich nicht nur zu einem genaueren Blick auf das atomare Desaster Anlass bieten wird, sondern auch um den tausenden Tsunamiopfern, den Toten und der Zerstörung weiter Landstriche durch die Flutwelle zu gedenken. Und mir fällt auf, dass wir in Anbetracht der atomaren Katastrophe dieses Leid ziemlich aus dem Blick verloren haben, und ich schäme mich etwas.

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