Die Erneuerbaren geraten in Verruf

Es ist – wie so oft – der Blick für das gesunde Maß, der uns fehlt. Wenn wir in diesem Sommer durch unsere Landschaft fuhren oder auch spazieren gingen, gab es auf den Feldern neben maisgrün kaum andere Farben. Konkret gesagt, es ist der Energiepflanzenanbau, der besonders in den nördlichen Landesteilen zu „Vermaisung“ der Landschaft führt. Wenn ich in meinem Wahlkreis unterwegs war, wurde ich immer wieder darauf angesprochen. Natürlich gehen die Leute nicht zum Landwirtschaftsbetrieb im Dorf, aber mir erzählen sie, dass sie das Ausmaß der Monokultur auf den Feldern beunruhigt: so viel Mais, und wie bei dem vielen Regen der Boden vom Acker gespült wird, und das alles nur, weil es soviel Geld dafür gibt, sonst wär das ja nicht …

Die Leute haben recht.

So wie jetzt der Energiepflanzenanbau betrieben wird, muss die Frage nach dem Verhältnis zwischen Nutzen und Schaden gestellt werden. Obwohl Maisfelder auch Brutplätze für einige, wenn auch nur für wenige Vogelarten, wie den Kiebitz und den Großen Brachvogel, bieten, kann die Aufzucht der Jungen schon aus Futtermangel in dem weiten Maismeer schiefgehen. Zu den Problemen der Monokultur für den Boden und für wildlebende Tiere und Pflanzen, kommen noch die Gärreste oder die Schlempe, wie man bei uns sagt, hinzu. Da besteht ein fatales Ungleichgewicht zwischen dem was rein kommt in die Biogasanlage und dem was übrigbleibt. Das Futter für die Anlagen wird zum Teil über weite Strecken antransportiert, die Schlempe bleibt größtenteils in der näheren Umgebung. Das ruft unterdessen sogar schon die Wasserwirtschaft auf den Plan, die um die Qualität unseres Grundwassers bangt. Legen wir Nutzen und ökologisches Risiko des Energiepflanzenanbaus auf die Wage, dann neigt sie sich langsam in Richtung hochsubventionierte Schadens.

Kein Energieträger ist völlig unproblematisch, und selbstverständlich wollen und brauchen wir die Erneuerbaren Energien, aber eben so naturverträglich und in einem so ausgewogenen Mix von Wind, Sonne und Biomasse wie möglich. Dafür einen vernünftigen Rahmen zu setzen, hat die Politik bisher nicht geschafft. So wie die Gesetze – gerade zur Energiewende – durchgepeitscht wurden, konnten sie nur mit der heißen Nadel genäht sein. Der Anbau von Energiemais ist seit 2005 bis zu diesem Jahr von 70.000 ha auf 900.000 ha gestiegen. Das liegt noch weit entfernt von den Zielen der Bundesregierung, aber die Grenzen des Wachstums für die Energiepflanzen auf dem Acker sind erreicht. Der Anbau muss zudem künftig naturverträglich gestaltet werden, was genauso wie beim normalen Feldbau möglich ist. Dann wird die Mark auch wieder etwas bunter und lebendiger, denn es sollte nicht so sein, dass für die Brandenburger Kulturlandschaft Windräder im Maisfeld charakteristisch sind. 

Da muss die Politik wirklich noch mal gründlich nachdenken und nachbessern. Das bestätigten auch Experten aus der Wissenschaft und den Naturschutzverbänden, mit denen wir Abgeordnete das Thema diese Woche in einer öffentlichen Anhörung im Umweltausschuss ausführlich diskutierten. Erfreulich dabei ist, weil das nur selten vorkommt: Die Kollegen aller Bundestagsfraktionen sind sich darin einig, dass hier eine politische Korrektur zugunsten unserer natürlichen Ressourcen erfolgen muss.