Schaf zu sein ist schwer...

… Schäfer_innen sein noch viel mehr.

Foto: proleo  / www.pixelio.deZwar war das Klon-Schaf Dolly vor vielen Jahren ein Polit-Star und auch „Shaun das Schaf“ erfreut sich großer Beliebtheit. Doch sonst wissen die meisten recht wenig über Shauns Artgenossen. Höchstens als  Wolfsopfer rücken Schafe gelegentlich in die öffentliche Wahrnehmung.

Das ist sehr bedauerlich, denn Schafe sind interessante Tiere und sie haben wichtige Aufgaben: sie pflegen die Kulturlandschaft, unterstützen den Naturschutz und liefern Fleisch, Milch und Wolle. In Brandenburg wurden 2011 ca. 78.000 Schafe gehalten. Tendenz seit Jahren leider stark sinkend. Nur noch 85 Haupterwerbsbetriebe gibt es in der Mark. Die meisten Betriebe halten die Schafe auf Weiden in der näheren Umgebung. Wanderschäfereien sind eine große Rarität.

Ihre Tiere verlassen Schäfer_innen nur in größter Not. So geschehen vergangene Woche, als sie mit verzweifelter Entschlossenheit vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg zogen. Dort fand die mündliche Verhandlung zu einem jahrelangen Rechtsstreit statt. Grund ist eine EU-Vorschrift zur elektronischen Kennzeichnung von Schafen und Ziegen. Die EU-Kommission will, dass jedes einzelne Zuchtschaf mit einer elektronischen Ohrmarke gekennzeichnet wird, statt der bisherigen Bestandskennzeichnung. Die Herkunft der Tiere soll besser nachverfolgbar werden. Das heißt bei Schafen und Ziegen aber mehr Aufwand und höhere Kosten. Weil sie die Einzeltierkennzeichnung unter den speziellen Bedingungen der Schafhaltung für unnötig halten wehren sich die Schäfer_innen und Schäfer vehement.

Grund genug für mich, die Bundesregierung nach ihren Schlussfolgerungen aus der Verhandlung am EuGH zu fragen. Sie wolle an den Regelungen festhalten, solange sie nicht aufgehoben sind, antwortete mir Staatsekretär Dr. Gerd Müller diese Woche. Ein „netter“ Versuch, keine Antwort geben zu wollen. Aber ein unwürdiges Spiel angesichts der 280 Tierhalter_innen aus Deutschland, Frankreich, Holland und Schottland, die zur Demo gefahren waren und eine beeindruckende Kulisse im Sitzungssaal bildeten, wie mir später berichtet wurde. Auch der Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg orderte einen Bus nach Luxemburg. Im Sommer wird mit einem Urteil gerechnet.

DIE LINKE spricht sich für die Bestandskennzeichnung aus und hält bei Schafen und Ziegen eine elektronische Einzeltierkennzeichnung für unnötig. Wir solidarisieren uns auch dieses Mal mit den demonstrierenden Schäfer_innen. Wie schon beim beeindruckenden Hirtenzug durch die Bundesrepublik 2010.

Die Schaf– und Ziegenhaltung muss politisch gewollt sein, beispielweise durch eine entsprechende Agrarförderpolitik. Desweiteren fordert DIE LINKE die weidetierhaltenden Betriebe beim Thema Wolf nicht alleine zu lassen. Die Einrichtung eines Bund-Länder-finanzierten Herden- und Wolfsschutzkompetenzzentrums z. B. in Neuruppin, könnte bei der Konfliktlösung eine wichtige Unterstützung sein. Öffentlichkeitsarbeit zum Wolfsschutz sowie Aus- und Weiterbildung für tierhaltende Betriebe und die Ausbildung von Herdenschutzhunden könnten hier gebündelt werden.