Moratorium für Tiergroßanlagen

Ich hielt es nicht für möglich, aber im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD im Abschnitt „Landwirtschaft und ländliche Raum“ ist auf Seite 123 folgender Satz zu lesen: „Wir streben eine flächengebundene Nutztierhaltung an“. Und dieses Ziel wird noch ergänzt: „Wir werden überdies einen wissenschaftlichen Diskurs über tiergerechte Haltung von Nutztieren auf den Weg bringen“

Das könnte aus dem Wahlprogramm der LINKEN abgeschrieben sein: „Die LINKE fordert eine bodengebundene und tiergerechte Nutztierhaltung“. Auch die Naturschutzverbände und die Grünen stellen ähnliche Forderungen. Bisher hatte Schwarz-Gelb Tiergroßanlagen und große Schlachthöfe gefördert, insbesondere in den Ländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die Hälfte des in Deutschland geschlachteten Rind- und Schweinefleischs wird in über 100 Länder der Erde exportiert. In den letzten 10 Jahren ist der Fleischexport um 250 % gewachsen. Deutschland hat sich zur „Mastfabrik Europas“ entwickelt. Eine Abkehr von der Politik, veredelte Nahrungsmittel zu exportieren, ist sehr unwahrscheinlich. Größter Abnehmer von Geflügel- und Schweinefleisch sind Indien und China.

Die Nachteile der Tiergroßanlagen sind zahlreich: nicht tiergerechte Haltung, Verstärkung des Klimawandels, Verschmutzung der Umwelt, Brutkasten für Krankheitserreger, schädlich für die Gesundheit, durch subventionierte Fleischlieferungen in die Entwicklungsländer werden die Existenzgrundlagen der dortigen Kleinbauern zerstört, auch ökologisch wirtschaftende Bauern in den Industrieländern werden durch das Billigfleisch ruiniert. Der Import von Futtermitteln für die Versorgung der Tiere in Großanlagen führt zur Unterversorgung mit Nahrungsmitteln in den Entwicklungsländern, Unterernährung und Hunger wird dort erzeugt. Insbesondere Eiweißfuttermittel werden in der EU zu 78 % importiert.

Eine Beschränkung der Nutztierhaltung auf die Futtermittelmenge, die auf den hofeigenen Flächen erzeugt werden kann, ist deshalb eine politisch richtige Forderung. Die GroKo sollte beim Wort genommen werden. Die LINKE müsste eine Ergänzung  des Bundes-Baugesetzbuches einbringen, in der die Anlagengröße der Tierhaltung auf die hofeigene Futtermittelproduktion begrenzt wird, ausgenommen Zukauf von Eiweißfuttermitteln.