Gasfunde in Gorleben schon 1966

Geologen wussten schon frühzeitig, dass Gaslagerstätten im Bereich Gorleben existieren. Doch Untersuchungen in Bezug auf die Langzeitsicherheit blieben aus

Der  Geologe Detlef Appel gehörte wohl zu den jüngeren Experten, als er sich vor 30 Jahren in den Fachdiskurs um Gorleben eingemischt hat. Er referierte unter anderem bei Informationsveranstaltungen in Lüchow 1981 und in Hitzacker 1982 jeweils als Kritiker und Gegenredner zu den offiziellen Darstellungen - bis ab 1983 die kritischen Stimmen nicht mehr zu den Anhörungen des Bundes geladen waren.

Die Zeugenvernehmung von Detlef Appel konnte am Donnerstag fortgesetzt werden, allerdings nur, weil die Opposition eine Sondersitzung beantragt hatte, zu der die Union zunächst nicht bereit gewesen war. Es ist für sie nicht schön, was Appel sagt. Schon damals hätten die vorliegenden Informationen über Gorleben genügt, um zu sagen: wir konzentrieren uns auf andere Standorte. Und auch heute bracht man gar nicht die Fülle an Negativdaten, die Gorleben liefert: „Die Gorlebener Rinne macht schon genügend Schwierigkeiten“, sagte Appel. Man bräuchte also gar nicht die vielen anderen Hinweise auf Nichteignung des Salzstocks, wie etwa das Gas. Aber das Gas ist nunmal da. Und deshalb muss man auch immer wieder danach fragen, wie Dorothée Menzner von der LINKEN es immer wieder tat. Und er hatte tatsächlich etwas dazu zu sagen, obwohl er sich mit der Gasproblematik nie besonders eingehend beschäftigt hatte.

Appel berichtete von Bohrungen aus den 1960er Jahren in der BRD, bei denen Gas gefunden wurde. Er habe später diese Bohrungen ausgewertet und eindeutig dokumentierte Hinweise auf Gas gefunden. Offensichtlich sind diese Gasvorkommen aber nie hinsichtlich der Langzeitsicherheit ausgewertet worden. Man hat sich offensichtlich darauf beschränkt, diese Gasvorkommen als ‚nicht förderungswürdig‘ zu beschreiben, wie im PTB-Zwischenbericht geschehen. Appel berichtete, dass der Göttinger Professor Hermann damals erstaunt war, wie stark doch die Gaszutritte innerhalb des Salzstocks waren. Man ist offenbar nie der Frage nachgegangen, was Erdgasvorkommen für ein geplantes Endlager bedeuten. Ob sich beispielsweise die mechanischen Eigenschaften des Gesteins unter der Wärmeentwicklung verändern und ob das unter hohem Druck stehende Gas, das sich im und unter dem Salzstock befindet, Reaktionen hervorrufen kann oder sich Wegsamkeiten bilden können.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die für den geologischen Teil der Erkundung verantwortlich ist, spielt hier eine äußerst unglückliche Rolle. Sie muss sich die Frage gefallen lassen, was sie unter Wissenschaft versteht, wenn sie eine solch substanzielle Frage 30Jahre lang offenbar systematisch ignoriert. Denn erst zum heutigen Zeitpunkt plant die BGR offenbar ein Untersuchungsprogramm zu dieser Frage.

Der Geologe Appel wies in diesem Zusammenhang ebenfalls auf die Gefahr hin, dass die Gasvorkommen unterhalb und in der Umgebung des Salzstocks für spätere Generationen durchaus als förderungswürdig eingestuft werden könnten. Dies wäre ein "menschlicher Eingriff in das Endlagersystem", so Appel, wie er von vornherein ausgeschlossen werden müsste. Der Versuch einer späteren Exploration von Gas an der Stelle von eingelagertem hochradioaktivem Atommüll wäre somit allein schon eine Sicherheitsgefährdung.

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