Säen statt Ernten

Durban-Tagebuch Eva Bulling-Schröter, MdB
Sonntag, den 4. Dezember 2011

Seit gestern bin ich in Durban. Als ich ankomme gerate ich in den "Global Day of Action". Zahlreiche südafrikanische und internationale Umweltorganisationen sowie kirchliche Gruppen haben dazu aufgerufen. Tausende protestieren in der Stadt gegen den Stillstand bei den UN-Klimaverhandlungen.

Heute Vormittag sehe ich mich erst einmal auf dem UN-Konferenzgelände um. Die meisten Stände der Nichtregierungsorganisationen sind heute nicht besetzt. Es sind bislang auch wenige Besucher vor Ort.

Vom Messegelände geht’s zu einer Exkursion mit der kirchlichen Entwicklungshilfeorganisation „Brot für die Welt“ (BfW) nach Botha`s Hill im „Tal der 1000 Hügel“. Dort haben wir Diskussion mit VertreterInnen eines Kooperationspartners von BfW, "The Valley Trust". Diese Organisation kümmert sich um eine Landwirtschaft, die besser an den Klimawandel angepasst sein soll. Beispielsweise wird das Land vor Bodenerosion bei Starkregen oder Überschwemmungen dadurch geschützt, dass Gräben zwischen den Pflanzungen angelegt werden. VertreterInnen von "The Valley Trust" erzählen uns, dass jetzt eigentlich Erntezeit sei, aber aufgrund des Klimawandels jetzt erst gesät werde. Dadurch würden sich die Erntezeiten verschieben.Glonal_Day_of_Action_-_DSCF2123_bearb_-_klein

Die Organisation unterrichtet die Bauern nicht nur im Anbau. Sie gibt auch Unterstützung durch Anti-Aids-Programme. Sie sagen uns, dass es gut sei, dass wir erst heute, am Sonntag, kommen, weil am Samstag immer die Aidstoten beerdigt würden … In diesem Gebiet sind 40 Prozent der Bevölkerung von Aids betroffen.

Danach besuchen wir eine "Heilerin". Sie unterstützt die Kampagne gegen Aids und wirkt in der Bevölkerung darauf hin, dass sich Menschen untersuchen lassen. Mit ihren Kräutern stellt sie Getränke und Medikamente her, mit denen sie vielen Menschen vor Ort wenigstens bei der Linderung von Aids-Symptomen hilft.

Heilerin_-_DSC00129_-_bearb_-_kleinNach diesem Besuch unternimmt die Delegation eine Exkursion zum Inanda-Stausee, an dem gerade Wasserreservoirs gebaut werden, um die umliegenden Dörfer mit Wasser zu versorgen.

Am Rande erfahre ich, das Bundeskanzlerin Angela Merkel meint, dass sich nichts bewegt auf der Klimakonferenz und sie die Konferenz bereits für gescheitert hält. Die VertreterInnen von „Brot für die Welt“ hier können das genauso wenig verstehen,  wie die der Umweltorganisation WWF. Die Bundesregierung solle in der Halbzeit der UN-Konferenz vorausgehen und nicht kontraproduktiv Stimmung machen, meinen sie. Dem kann ich mich nur anschließen.

Ich bin gespannt auf die kommende Woche, denn ab Montag beginnt das so genannte High-Level-Segment, an dem auf Ministerebene verhandelt wird und die wichtigen poltischen Entscheidungen getroffen werden – wenn sie denn getroffen werden.

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