„Flächenfraß“ – wer frisst denn da?

Bei dem Verlust von Acker- und Grünland, auch als Flächenverbrauch bezeichnet, geht es im Grunde um den Verbrauch unserer Landschaft insgesamt. In Deutschland gehen derzeit täglich etwa 90 Hektar Boden verloren, das entspricht ungefähr 100 Fußballfeldern.
Für die Versorgungssicherheit unseres Landes mit Nahrungsgütern und Futtermitteln kann das auf Dauer, auch durch den zunehmenden Energiepflanzenanbau, zum Problem werden.

Seit Jahren soll der Verlust landwirtschaftlicher Flächen eingedämmt werden – auf 30 Hektar am Tag bis zum Jahr 2020, so ist das Ziel. Der Ruf verliert sich im Nebel, die Zeichen der Zeit weisen in eine andere Richtung. Allerdings scheinen wir unterdessen auch daran gewöhnt zu sein, dass Ziele nicht erreicht und dann mal eben um zehn Jahre verschoben werden. So passiert bei der biologischen Vielfalt: Das Ziel war es, bis 2010 den Artenrückgang zu stoppen. Es wurde weit verfehlt und auf das Jahr 2020 vertagt.
Jetzt hat der Deutsche Bauernverband (DBV) zur Eröffnung der „Grünen Woche“ mit einer spektakulären Aktion, Petition an den Deutschen Bundestag – „Flächenverbrauch senken und landwirtschaftliche Nutzflächen schützen“, die Initiative ergriffen. Damit wurde viel öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema erreicht. Unterdessen gibt es über 210.000 Unterschriften.
Das Grundanliegen, die landwirtschaftlichen Flächen zu erhalten, ist klar und wird von uns unterstützt. Bei genauerem Hinsehen kommt jedoch Skepsis auf. Für das altbekannte Spiel um die Landnutzungsinteressen mit all seinen Konflikten scheint eine neue Runde eingeläutet zu sein. Eine Schlagrichtung geht klar gegen hart errungene Naturschutzstandards. Das trifft bei uns LINKEN Abgeordneten auf Unverständnis, und der Aufschrei der Umweltverbände ist nachvollziehbar. 

Die Forderung, kein Bauen mehr auf der „grünen Wiese“, wodurch immer mehr Boden versiegelt wird und so für die Land- und Forstwirtschaftwirtschaft verloren geht, findet unsere volle Unterstützung. Soweit so gut, wenn aber im gleichen Atemzug gefordert wird, dass es keine weiteren Flächen für Ausgleichsmaßnahmen geben soll, sind wir wieder mitten drin im Konflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Durch Siedlungen, Verkehrs- und Infrastrukturflächen, Tagebaue, Gewerbe und Industrie gehen Flächen für die Landwirtschaft in Größenordnungen verloren, aber auch für den Naturhaushalt. Zum Beispiel kann das Niederschlagswasser nicht versickern. Dadurch fehlt es für das Grundwasser an Nachschub, während besonders bei den zunehmenden Extremniederschlägen die Hochwassergefahr ansteigt.

Bauvorhaben, welcher Art auch immer schädigen die Natur, das steht außer Frage. Werden diese Schäden nicht mehr ausgeglichen, kann das den Naturhaushalt regional dauerhaft schädigen, was letztlich auch zum Nachteil der Landwirtschaft ist. Natürlich kann und muss die Qualität von Ausgleichsmaßnahmen verbessert werden, aber im Gegensatz zu bebauten oder asphaltierten Flächen wirken Ausgleichsflächen positiv auf den Naturhaushalt. Sie können die Erosion auf den Äckern vermindern und die Bodenfruchtbarkeit verbessern. Acker- und Wegraine, Hecken sind Rückzugs- und Lebensräume für Tiere und Pflanzen, von denen die Landwirtschaft direkt profitieren kann. 
Die eigentliche Flächenverschwendung und den wirklich großen Anteil am „Flächenfraß“ machen nicht die Naturschutzflächen aus, sondern die Planungsdimensionen von Verkehrsgroßprojekten, Industrieanlagen bis hin zu Freizeitanlagen, wie Golfplätzen. Da brauchen die betroffenen Landwirte Unterstützung, auch vom DBV.

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