5. Einheitliche Bedingungen und Preise – „Deutschlandtarif“

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Bislang gibt es in Deutschland zahlreiche Verkehrs- und Tarifverbünde (siehe Grafik).
Karte der Verkehrsverbünde in DeutschlandAuch wenn diese Verbünde für die Fahrgäste viele Vorteile haben, sind sie bislang doch ein Rückfall in eine „Kleinstaaterei“: Jeder dieser Verbünde hat ein eigenes Tarifsystem und eigene Beförderungsbedingungen, die sich teilweise widersprechen:
  • Die Regelungen für den Fahrkartenkauf sind sehr unterschiedlich: Während man in einigen Verbünden problemlos Fahrkarten im Zug kaufen kann oder muss, fährt man in andere Verbünden beim Einstieg ohne gültige Fahrkarte bereits schwarz.
  • Die Bedingungen für die Benutzung der BahnCard reichen von keinem Rabatt über 25 Prozent bis zu 50 Prozent Rabatt – jeder Verbund entscheidet selbst.
  • Neben den Verbundtarifen gilt beim Übertritt in einen anderen Verbund der DB-Nahverkehrstarif – wieder mit einem völlig anderen Preissystem. So ist ein Fahrschein für einige Stationen mehr aus dem Verbund hinaus unter Umständen (besonders bei Benutzung der BahnCard) günstiger als der Fahrschein im Verbund.
  • An Verbundgrenzen kann es vorkommen, dass auf einem Bahnhof drei unterschiedliche Fahrkartenautomaten von unterschiedlichen Bahnunternehmen stehen – mit unterschiedlichen Preisen und unterschiedlichen Bedienkonzepten.
  • Die Regelungen für die Fahrradmitnahme sind ebenfalls sehr unterschiedlich.
All das macht es den Fahrgästen extrem schwer, zwischen den unterschiedlichen Verbünden unterwegs zu sein, und schreckt Menschen von der Benutzung des öffentlichen Verkehrs ab. Auch die oben gezeigten Umfrageergebnisse zeigen diese abschreckende Wirkung: Das unübersichtliche Tarifsystem wurde in Städten unter 10.000 Einwohnern sowie bei den Nichtnutzern als größtes Problem angegeben (siehe Grafik "Hemmnisse").
 
Die Bedingungen der einzelnen Verbünde müssen daher unbedingt vereinheitlicht und mit dem Tarif des überregionalen Bahnverkehrs verknüpft werden. In ganz Deutschland sollte – ähnlich wie das erfolgreiche Modell in der Schweiz – ein einheitliches Tarifsystem für den gesamten öffentlichen Verkehr gelten: ein „Deutschlandtarif“. Das würde die Möglichkeit eröffnen, mit einem Ticket zwischen zwei beliebigen Orten im ganzen Land zu reisen. Dazu gehört ferner auch die Option, den gesamten Verkehr über entsprechende Vielfahrerkarten zum halben Preis oder sogar komplett unentgeltlich zu benutzen: ein enorm wichtiges Instrument zur Kundenbindung. Diese Bedingung erfüllen die BahnCards bislang nicht – anders als beispielsweise die schweizerische „Halbtax-Karte“ beziehungsweise das „Generalabonnement“ – da sie lediglich für den überregionalen Bahnverkehr gelten.
Ein solches einheitliches Tarifsystem benötigt eine zentrale Stelle, die die Einnahmen fair an die unterschiedlichen Verkehrsanbieter verteilt. Bislang geschieht dies teilweise durch die Deutsche Bahn AG, wobei jedoch immer wieder über Diskriminierungen anderer Verkehrsanbieter berichtet wird. Die Schaffung einer solchen fairen Verteilung der Einnahmen ist zwar nicht einfach, stellt jedoch ein lösbares Problem dar. Das beweist die Schweiz, wo die unterschiedlichen Verkehrsunternehmen im so genannten ‚direkten Verkehr‘ unter einem Tarifsystem zusammenarbeiten. Der Erfolg des Schweizer Systems zeigt auch, wie viel besser ein öffentlicher Verkehr mit einem einheitlichen und übersichtlichen Tarifsystem von der Bevölkerung angenommen wird und wie viel besser es funktioniert, wenn die Verkehrsunternehmen kooperieren, statt sich gegenseitig in Konkurrenz zu sehen.

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