Schmallenberg-Virus sorgt für schlaflose Nächte

Schmallenberg - ohne Virus. © didi01 PIXELIO www.pixelio.deSchmallenberg. Bis vor Kurzem war das eine unbekannte Stadt im Sauerland. Doch seit im November 2011 eine neue Tierinfektion erstmals in der Nähe der Stadt festgestellt wurde, trägt das Virus diesen Arbeitstitel. Sehr zum Unmut der Stadtoberen.

Das Virus ist scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht und war bisher weltweit völlig unbekannt. Es wird der exotischen Gruppe der Orthobunya-Viren zugeordnet. Unklar ist, ob es schon länger im Verborgenen schlummerte. Fest steht: Seit Sommer 2011 hat sich die Erkrankung vom Westen her auch in Deutschland ausgebreitet. Betroffen sind Wiederkäuer (Schafe, Ziegen, Rinder). Übertragen wird das Virus durch Insekten. Erwachsene Tiere erkranken selbst nur sehr mild. Einige haben Durchfall oder geben weniger Milch. Das ganze Elend offenbart sich erst im Frühjahr. Statt süße Lämmchen oder Kälbchen kommen schwer missgebildete Jungtiere zur Welt. Für die betroffenen Betriebe ein Albtraum und ein wirtschaftliches Desaster.

Laut FLI (Friedrich-Löffler-Institut) wurde die Infektion allein in Deutschland bisher auf 879 Betrieben festgestellt, davon 90 Rinder-,750 Schaf- und 39 Ziegenhaltungen. In fünfzehn Bundesländern und in sieben EU-Staaten treibt das Virus bereits sein Unwesen. Da die Abkalbesaison erst begonnen hat, kann die Zahl der betroffenen Rinderbestände noch deutlich steigen. Für ein menschliches Gesundheitsrisiko gibt es keine Anhaltspunkte.

Damit ist die Nutztierhaltung erneut mit einer bedrohlichen Situation konfrontiert. Erst drei Jahre ist es her, als das bis dahin in Deutschland nicht einheimische Blauzungenvirus Schafe, Ziegen und Rinder zur Strecke brachte. Auch diese Infektion begann im Westen und wird durch Insekten übertragen.

Das Schmallenberg-Virus wird erst Anfang April meldepflichtig sein. Ein Impfstoff wird frühestens im kommenden Jahr zur Verfügung stehen. Ob Muttertiere nach der Geburt von missgebildeten Nachkommen immun werden, ist unsicher. Wenn ja, könnte sich die Lage im Frühjahr 2013 entspannen, so die vage Hoffnung einiger ExpertInnen.

Was für die Einen nackte Zahlen und für die Anderen ein interessantes Forschungsgebiet ist, sorgt bei vielen TierhalterInnen für schlaflose Nächte. Neben der emotionalen Belastung kommen bedrohliche finanzielle Verluste hinzu. Diese werden zurzeit aus rechtlichen Gründen nicht ersetzt. Daher erneuert die Linksfraktion ihre Forderung, einen Notfallfonds einzurichten. Dieser soll bei schwerwiegenden Bestandserkrankungen noch unbekannter oder rechtlich nicht anerkannter Ursachen zum Einsatz kommen. Im Herbst 2011 wurde unsere Forderung leider abgelehnt. Das Schmallenberg-Virus beweist aber erneut, wie dringend notwendig der Notfonds ist. Wir werden ihn deshalb wieder auf die politische Agenda setzen. Genauso, wie ein interdisziplinäres Tierseuchenkompetenzzentrum, das als Frühwarnsystem fungiert und strategische Konzepte zur Verhütung und Bekämpfung von Tiererkrankungen erarbeitet.

Dieser Artikel erschien im Bundestagsreport der Brandenburger Landesgruppe der Bundestagsfraktion DIE LINKE.

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