Tokyo Sommerreise Tag zwei - Dorothée Menzner

Anti-Atom-Protest auf Japanisch

Nachdem wir am Freitag die große wöchentliche Anti- Atom-Demo verpasst haben, wollen wir am Sonntag wenigstens an einer kleineren, dezentralen teilnehmen und fahren etwas außerhalb in einen von jungen Menschen und Studenten geprägten Stadtteil. Es sammelt sich eine Vielzahl, vor allem jüngerer Menschen, viel bunt kostümiert, lustig geschminkt und - soweit vorhanden - mit einem Musikinstrument ausgestattet. Die wendländische Clown Brigade hat hier ihr japanisches Pendant gefunden: Kinder, Hunde und chinesische Drachen sind mit von der Partie und es wird ein lauter, bunter, phantasievoller und lustiger Zug, der keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit  und der beabsichtigten Ausdauer  lässt.

Die Menschen freuen sich über Unterstützung aus Deutschland aber es wird auch offensichtlich, dass wir nicht die ersten sind. Viele haben deutsche Anti-Atom-Buttons, einige sogar T-Shirts oder berichten von Begegnungen. Eindrücklich bleibt mir eine junge Frau im Kimono, die in Ermangelung eines Instruments Bratpfanne und Kochlöffel mitgebracht hat um rhythmisch mit einzustimmen. Sie berichtet mir von Ihrer Wut über die japanischen Medien. Während in der Vergangenheit groß in allen Medien über deutsche Anti- Atom Demos berichtet wurde sind die jetzigen Proteste in Japan an denen sich an den Wochenenden nicht selten 200.000 Menschen beteiligen kaum eine Zeile und schon gar keine Fernsehmitteilung wert. Das erklärt mir dann auch, wieso die Demonstranten selber so fleißig filmen und fotografieren. Wie in anderen Ländern auch spielen youtube und facebook bei Organisation und Mobilisierung aber auch in der Dokumentation eine wichtige Rolle.

Den späten Nachmittag und Abend nutzen wir für Filmaufnahmen für unser nächstes Projekt und stellen gerade in den Geschäftsvierteln fest, dass sich Energiehunger und Lebensstil nicht wahrnehmbar verändert haben. Zumindest nicht bei der großen Mehrheit der städtischen Bevölkerung.

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