Dr. Kirsten Tackmann zum ersten Amtsjahr von Bundesagrarminister Schmidt

Bundesagrarminister Schmidt hat es als Fachfremder nicht leicht. Gestartet ist er vielleicht auch deshalb mit einem klaren Bekenntnis zu den ländlichen Räumen. Nur passiert ist seitdem fast nichts, außer Taschengeld für Modellprojekte. Ich vermisse seine laute Stimme im Kabinett gegen die finanzielle Notlage gerade der ländlichen Kommunen oder wenn sie weiter abgehängt werden, weil noch mehr Zugverbindungen wegfallen.

Mit seinem Beharren auf einem exportorientierten Agrarleitbild entfremdet er die Landwirtschaft weiter vom Dorf und von den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Da hilft auch sein Lippenbekenntnis zum Ökolandbau und seine „verbindlich freiwillige“ Tierwohlinitiative nicht viel weiter. Er schweigt zu der Preisdrückerei der Supermärkte auf Kosten der landwirtschaftlichen Einkommen. Bei der Agrogentechnik spielt er in Brüssel und in Berlin mit unterschiedlichen Karten.

Ich vermisse seinen Widerstand gegen den Ausverkauf von Äckern und Wiesen an nicht-landwirtschaftliche Investoren, gegen explodierende Bodenpreise und gegen Megaställe. Seine Weigerung, wenigstens für die Schaf- und Ziegenhaltung die Haltungsprämien zu zahlen und die Betriebe beim Herdenschutz zu unterstützen, macht deren Lage immer prekärer.

Und die ostdeutschen Erfahrungen mit Agrargenossenschaften als eine Alternative zum „Höfesterben“ scheinen für ihn von keinerlei Interesse. Seine neue Begeisterung für TTIP macht mich fassungslos angesichts der Investorenschutzregeln und der Gefahr der Amerikanisierung der europäischen Landwirtschaft. Schade.

Es war ein bestenfalls verlorenes Jahr für eine nachhaltigere Landwirtschaft und deren gesellschaftliche Akzeptanz. Also, viel Luft nach oben in dieser Bilanz. 

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