DIE LINKE will auch gegen die Ausbeutung von Tieren kämpfen

Wohl aufgeschreckt durch eine wachsende Anzahl von VeganerInnen und TierrechtlerInnen, versuchen Einzelne in der Linkspartei, Tierrechte antikapitalistisch zu denken. Auftakt dazu war eine Konferenz in Wiesbaden im Februar 2015. Bei Tierschutz geht es um Verbesserung der Lebensbedingungen von Nutz- und Heimtieren, bei Tierrechten um ein Ende der Nutzung von Tieren durch den Menschen.

Es war es schon eine kleine Sensation, als sich der Vorsitzende der Tierschutzpartei Stefan Eck nach seiner Wahl ins Europaparlament im Mai 2014 der Linksfraktion GUE/NGL anschloss. Zum Jahreswechsel ist er nun vom Vorsitz seiner Partei zurückgetreten und hat sie nach Jahre langem Engagement verlassen. Offizielle Begründung Ecks, die Partei drifte nach rechts.

Am 04. Februar 2015 traf sich Eck mit dem Bundestagsabgeordneten der LINKEn Andrej Hunko. Dieser war noch nie als Tierschützer in Erscheinung getreten. Nun aber vertrat er im Gespräch mit Eck die Auffassung, dass Tierschutz und Tierrechte bezüglich Welthunger, sozialer Gerechtigkeit und Klimaschutz ein Bestandteil linker Politik sein sollten.

Hunkos Erkenntnisse sind freilich nicht neu. Seit Jahren engagieren sich Linke im Bereich Tierschutz und in der Wir-haben-es-satt-Bewegung für eine andere Landwirtschaft. Im Januar 2015 brachte die neue Landwirtschaftsbewegung in Berlin 50.000 Menschen auf die Straße. Inwiefern DIE LINKE aber insgesamt diese Bewegung unterstützen sollte, wird intern kontrovers diskutiert. „Tierschutz ist kein Kernthema unserer Partei“, heißt es. Das gefällt nicht allen: Derzeit bereitet eine Gruppe die Gründung einer „Bundesarbeitsgemeinschaft Tierschutz“ bei der LINKEn vor.

In der Bundestagsfraktion DIE LINKE ist Hubertus Zdebel unter anderem auch für Tierschutz zuständig. Ende Februar trat er gemeinsam mit dem Tierschutz-Urgestein der LINKEN, MdB Eva Bulling-Schröter, und der hessischen Landtagsabgeordneten Barbara Cárdenas in Wiesbaden auf. Etwa 150 Menschen waren der Einladung der LINKEn zur Konferenz „Tiere sind keine Ware“ gefolgt. Leitfragen dabei: Welche Interessen stehen hinter der Ausbeutung von Tieren und was hat sie mit der kapitalistischen Wirtschaftsordnung zu tun? Barbara Cárdenas: „Tierschutz ist Kampf für die Schwachen in der Welt“. Für Alexander Naniev vom veganen Kollektiv „Roots of Compassion“ wäre es „ein guter Anfang, wenn DIE LINKE Tierrechtspositionen ernst nehmen würde“. Hubertus Zdebel sieht den Anfang auf dieser Konferenz gemacht.

Umso mehr bedauern manche größeren Tierschutzorganisationen, gar nicht eingeladen worden zu sein. Auf den Podien und an den Ständen waren in erster Linie kleine Tierrechtsgruppen vertreten, in den Workshops immerhin auch der BUND. Die hessische Landestierschutzbeauftragte Madeleine Martin teilt die Meinung vieler anwesender TierschützerInnen: „DIE LINKE ist mir tierschutzpolitisch nie aufgefallen. Das sind in allen Parteien immer nur einzelne Personen, die sich da engagieren. Diese Veranstaltung ist opportunistisch, aber besser als nichts“. Immerhin aber hielt Madeleine Martin das Grußwort. Darin spricht sie viel von Vollzugsdefiziten in der Praxis: „Wir brauchen keine ständig neuen und schärferen Gesetze, sondern mehr Mut und mehr Personal vor Ort“, appelliert sie an die Kommunal- und Landespolitik.

Das ist der Spagat zwischen pragmatischer Tagespolitik und dem Anspruch einer antikapitalistischen Verortung der Tierrechtsbewegung. „Es ist die erste Konferenz dieser Art, die DIE LINKE durchführt“, erinnert Eva Bulling-Schröter: „Wir sollten das als positives Signal sehen und weiter machen.“

Die nächsten Monate werden zeigen, ob es gelingt, diese Signale nicht nur nach außen, sondern auch in die Partei und ihre Fraktionen hinein zu tragen.

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