Stresstest in Stuttgart bestanden – 60 Prozent mehr Leistung… im Fahrplan 1969

"Die Debatte über den sogenannten Stresstest zu Stuttgart 21 ist eine Gespensterdebatte." erklärt die verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Sabine Leidig. "Die Bahn behauptet, dass der unterirdische Durchgangsbahnhof in der Stunde zwischen 7 und 8 Uhr rund 30 Prozent mehr Leistung als der bestehende Kopfbahnhof bringen und damit rund 49 Zugbewegungen haben könne. Aktuell gibt es im Stuttgarter Kopfbahnhof in dieser Stunde mit der höchsten Belastung 37 solcher Zugbewegungen (An- und Abfahrten). Doch dieser Stresstest findet nur im Computer, also als SIMULATION, statt. Spannender ist die Praxis.

Diese ergibt: Im Sommerfahrplan 1969 gab es im bestehenden Kopfbahnhof in der genannten Stunde 7-8 h (oder zwischen 7.00 h und 7.59 h) 59 Zugbewegungen (Ankünfte und Abfahrten). Hinzu kamen mindestens fünf Lokwechsel (heute nicht mehr nötig) und eine Gepäckwagenbereitstellung (die es heute auch nicht mehr gibt). Damit gab es damals mindestens 65 real stattfindende Zugbewegungen, rund 60 Prozent mehr als  heute und immer noch 30 Prozent mehr als für S21 behauptet bzw. simuliert werden.

Damit hat der bestehende Kopfbahnhof – übrigens in der Zeit ohne Computer und ohne elektronische Stellwerke usw. - einen STRESSTEST in der PRAXIS und Tag für Tag bewiesen. Dieser Kopfbahnhof verfügt über nachgewiesene gewaltige Kapazitätsreserven. Der Rückgang der Leistung im Kopfbahnhof erklärt sich vor allem mit dem 1975 fertiggestellten S-Bahn-Tunnel unter dem Bonatzbau, mit dem die vielen Vortortzüge im Kopfbahnhof entfielen, die seither als S-Bahnen unterirdisch verkehren.

Es gibt in Stuttgart die KOMBINATION von Durchgangsbahnhof und Kopfbahnhof: Durchgangsbahnhof im Untergrund dort, wo es sinnvoll ist: bei den weitgehend und sich seit 35 Jahren bewährt durchgebundenen Zügen im Nah und Umlandverkehr), Kopfbahnhof dort, wo es sinnvoll ist und sich seit 85 Jahren bewährt hat: bei den Regional- und Fernbahnzügen, wo rund 90 Prozent der Reisenden Stuttgart Hbf als Ziel oder Reisestart haben.

Die Bahn und die Bundesregierung wollen Milliarden Euro für das zerstörerisches Projekt S21 ausgeben. Eine Bahn mit Zukunft erfordert, dass für wenig Geld die Kapazitätsreserven des bestehenden Kopfbahnhofs genutzt und dieser optimiert wird."

 

Zugbewegungen im Stuttgarter Hbf - Sommerfahrplan 1969, 7:00-8:00Uhr (pdf)
Zugbewegungen im Stuttgarter Hbf - Sommerfahrplan 1969, 05:00-09:00 sowie 16:00–19:00Uhr (pdf)
zusammengestellt von Andreas Kleber, Schorndorf.

Siehe zum Stresstest auch: "Der Bock ist immer noch der Gärtner: Bahn erteilt sich selbst den Segen für Stuttgart 21"

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