Unbequeme Familientradition
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- 2 Dezember 2011
Im Untersuchungsausschuss Gorleben sagt Andreas Graf von Bernstorff aus, der seit Jahrzehnten die Erkundung des Salzstocks Gorleben unter seinen Ländereien verhindert
Die meisten Adeligen in Deutschland sind nicht gerade als Querulanten bekannt, sieht man einmal von Einzelnen ab, die einfach gerne ein bisschen auffallen. So einer ist Andreas Graf von Bernstorff gewiss nicht. Er ist ein Konservativer durch und durch, aber keiner, der das Klischee bedient – und einer, der das Denken nicht anderen überlässt. Der Graf ist ein zutiefst moralischer und pietistisch geprägter Mensch, der die Tradition und ein 300 Jahre altes Familienstatut in Ehren hält. Ein Familienstatut, in dem bereits eine frühe Vorstellung von Nachhaltigkeit auftaucht, ein Begriff der im Laufe des 18. Jahrhunderts in der Forstwirtschaft geprägt wurde.
Zehn Stunden Zeugenvernehmung ohne Pause haben sich gelohnt: Das Märchen der KEWA-Standortauswahl, bei der Gorleben an der Spitze gestanden haben soll, ist endgültig vom Tisch. Der Zeuge Dr. Adalbert Schlitt sagte eindeutig: „Es hat nie Untersuchungen zu Gorleben durch die KEWA gegeben.“ Wer könnte es besser wissen als dieser Zeuge, denn Dr. Adalbert Schlitt war Geschäftsführer der Kernbrennstoff-Wiederaufbereitungsgesellschaft (KEWA), die vom Bund mit einer Standortsuche beauftragt war. Damit ist eine von der CDU beschworene "KEWA-Nachbewertung" aus dem Sommer 1976 endgültig ins Reich der Lügengeschichten verwiesen worden. 