Der Atomreaktor in Wannsee - Eine Forschungseinrichtung, die DIE LINKE. spaltet.

Chriss Kühnl, Foto: privatAuf dem Parteitag der Brandenburger LINKEN im Februar 2012 stellte die Landesarbeitsgemeinschaft Umwelt den Antrag, den Forschungsreaktor Wannsee abzuschalten. Der frischgewählte Landesvorstand bat, diese für Brandenburg völlige neue Debatte nicht auf dem Parteitag zu führen, sondern vorher Veranstaltungen dazu anzubieten. Dieser Bitte folgten wir damals.
 
Im Vorfeld des Parteitages vom 1. Advent 2012 veröffentlichte der Landesvorstand Arbeitsergebnisse zu den Anträgen des letzten Winters. Der Teil zum Forschungsreaktor soll hier kritisiert werden.
 
Die Anwendung des Territorialprinzips bei Fragen der Radioaktivität ist nicht angemessen: Strahlung kennt keine Grenzen. Den Berliner Genoss_innen einen Blankoscheck in dieser Frage zu geben widerspricht auch der bisherigen Politik des Landesverbandes. Wir haben zu den Protesten im Wendland (Niedersachsen) aufgerufen, weil Brandenburg bei einer Haverie Gorlebens betroffen wäre und wir kämpften im Landtag gegen die Errichtung von Polnischen AKWs.        
 
Die Forderung nach einer Errichtung einer Spallationsquelle in Berlin zum Ersatz des Reaktors ist offener Populismus. Eine solche Anlage kostet über 1,2 Milliarden Euro im Bau und im Betrieb weiter 5 bis 10 Prozent der Baukosten. Die EU leistet sich nur eine solche Anlage - im dünnbesiedelten Schweden. Berlin spielte zudem in diesen abgeschlossenen Planungen nie eine Rolle. Zusätzlich sind modernere Forschungsreaktoren, beispielsweise in Grenoble oder Orphee, nicht ausgelastet.
         
Die transparente Informationspolitik über den Reaktor, die versprochen wird, weist Widersprüche zur Realität auf. So berichten kritische Wissenschaftler_innen von gerichtlichen Maulkorbverfahren der betreibenden Helmholtzgesellschaft gegen sie.
Unbeantwortet ist zum Beispiel auch, wie ein Reaktor ohne Containment sicher sein soll und wie "entfernte" Überflugrouten abstürzende Flugzeuge von einem Einschlagen im Reaktor abhalten sollen.
 
Daran schliesst sich an, dass für uns die Urteile der "Fachwelt" irrelevant sind - ebenso wie deren Urteile über Gorleben, Asse II, Fukushima oder Harrisburg.
Zum Weiterlesen über diese Fachwelt: eine linke Analsye des "Stresstestes" und ein Abriss über das katastrophale Versagen der Helmholtzgesellschaft im Endlager Asse II und zur Zwischenlagerproblematik am Wannseestandort .
 
Wir müssen unser Parteiprogramm mit leben erfüllen: 
 "Wir fordern die unverzügliche Stilllegung aller Atomkraftwerke und ein  Verbot für den Export von Atomtechnik. Im Grundgesetz muss das Verbot  jeglicher - friedlicher wie militärischer - Nutzung der Atomenergie  verankert werden." 
 
Es bleibt der Schluss:
 
Bisher hat die Gesundheit der Menschen bei den LINKEN Vorrang vor allem Anderen - dies darf hier nicht enden.
 
Zu guter letzt: die Zentrale Forderung der Anti-AKW Bewegung ist die der Abschaltung aller Atomanalgen, weltweit und sofort. Bündnis ´90 / Die Grünen sind aus dieser Bewegung ausgeschieden, zu krass ist ihre Akzeptanz von Gorleben und ihre Zustimmung zur Aufhebung der Immunität unserer MdBs wegen des Aufrufes zum Zivilen Ungehorsams gegen den Castortransport 2010.
 
Wir dürfen die Solidarität unserer Verbündeten in den außerparlamentarischen Bewegungen nicht verlieren! Eine der Ursachen für Wahlniederlage in Berlin ist das Verlieren der Akzeptanz in den außerparlamentarischen Bewegungen. Diesen fehlerhaften Weg sollten wir in Brandenburg nicht weiter gehen. Der Schaden in der Klimabewegung ist leider schon enorm.
 
Chriss Kühnl wohnt in Brandenburg an der Havel und ist Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft Umwelt der Partei DIE LINKE im Bundesland Brandenburg.

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