Dorothée Menzner in Japan: 14.02.2012: von Tokyo nach Kobe: Wirtschaftsministerium und Yakuzza
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- 14 Februar 2012
- von Dorothée Menzner
Der letzte Tag in Tokyo beginnt mit Kofferpacken, denn abends wollen wir nach Kobe fahren, zu einem Treffen mit Vertretern der Kommunistischen Partei Japans. Diesmal sind Yuko und ich allein unterwegs, denn Samy und Ralph haben sich in den frühen Morgenstunden erneut auf den Weg Richtung Fukushima gemacht. Sie wollen weitere Filmaufnahmen im Katastrophengebiet machen. Yuko und ich fahren also erneut mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt, um zu dem Gebäude zu kommen, in dem die Abgeordneten des Unterhauses ihre Büros haben. Delegationsleiter ist der Abgeordnete Akira Kasai. Neben ihm nehmen eine ganze Reihe von Genossen, die sich mit Umwelt und Energiepolitik beschäftigen, an dem Treffen teil. Lange hatte die KP Japans genau wie alle anderen politischen und gesellschaftlichen Kräfte auf Atomenergie gesetzt. Aber nach der Katastrophe von Fukushima setzte ein Umdenken ein. Erst mit Fukushima wurden die Gefahren, die auch von der zivilen Nutzung der Atomtechnik ausgehen bewusst. Nun ist Ziel der KP, dass Japan binnen 5 bis 10 Jahren gänzlich aus dieser Technik aussteigt - lieber früher als später. Abgeordnete, die für einen Atomausstieg eintreten, sind im Unterhaus aber immer noch in der Minderheit.
Zuerst treffen wir Herrn Hida. Herr Hida ist Arzt, inzwischen 96 Jahre alt und hat als Arzt den Atombombenabwurf auf Hiroshima erlebt und die Opfer versorgt. Sein Buch, das auch deutsch den Titel „Der Tag, an dem Hiroshima verschwand“ trägt und leider neu vergriffen ist, ist wirklich sehr zu empfehlen. Er engagiert sich bis heute für Frieden und gegen Atomtechnik in einer Ärzteorganisation, die er mit ins Leben rief.
Der Name Fukushima steht seit Mitte März des letzten Jahres für eine unfassbare Katastrophe, deren wahres Ausmaß immer noch nicht abschließend klar ist. Dabei steht der Name Fukushima eigentlich für dreierlei: für eine ganze Präfektur, berühmt für ihre landschaftliche Schönheit und ihre landwirtschaftlichen Produkte, für eine Großstadt, etwa 50 km Luftlinie vom Meer entfernt - ein wirtschaftliches Handelszentrum, berühmt für seine traditionelle Seidenherstellung und in neuerer Zeit für seine Chemiefasern und Maschinenbauindustrie. Und eben für die beiden Atomkraftwerke, die den Namen der Präfektur tragen und von denen das eine Monate lang die Öffentlichkeit und auch jetzt noch die Fachleute und die Anti-Atombewegung in Atem hält.
Ein sonniger Samstagmorgen. Durch Jetlag ist die Crew früh wach. Ein typisches japanisches Frühstück mit Misosuppe, gebratenem Fisch, Reis und scharfem Ingwer bietet eine gute Grundlage. Erstmal ein wenig die Gegend um das Hotel erkunden. Aus dem kalten Deutschland kommend sind die rund 10 Grad für uns schon fast frühlingshaft.